von Florian Horschik
Wer heute durch Uznach fährt, wundert sich womöglich, wie wenige Wirtschaften der Ort aufweist. Dies war nicht immer so.
Wussten Sie, dass es in Uznach um 1900 eine Wirtschaft auf 66 Einwohner gab? Man zählte 29 Wirtschaften auf nur 1920 Einwohner. Heute gibt es bei gut einem Dutzend Lokalitäten etwa eine Wirtschaft auf 585 Leute. Bei einem Ort von regionaler Bedeutung mit rund 7000 Einwohnern mag dies erstaunen. Eine abnehmende Zahl an Wirtschaften bei steigender Bevölkerungszahl ist vielerorts zwar nichts Ungewöhnliches, in Uznach aber besonders ausgeprägt. So war Uznach als wichtige Postkutschenstation in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die zahlreichen Hotels und Wirtschaften weitherum bekannt.
Das Regelwerk für die Führung einer Wirtschaft lässt aufhorchen. So hiess es in den «Bauvorschriften für Wirtschaften, Gasthöfe, Herbergen etc.» der Gemeinde Uznach vom 4. Mai 1905, dass der «Minimalflächeninhalt eines Wirtschaftsraumes 25 Quadratmeter und die Minimalhöhe 2,60 Meter betragen soll». Eine Wirtschaft konnte also nicht viel grösser als eine Stube sein. Auch sollte «der Kehricht nicht auf die Strassen hinausgewischt werden und die Trottoirs sollen reinlich gehalten werden, mindestens an Samstagen und oder Vorabenden vor Feiertagen». Zudem sollten «Pissoirs- und Klosets-Abteilung» von den Essräumen getrennt sein. Eine Trennung von Essräumen und sanitären Anlagen war offenbar noch nicht überall der Fall.
Sehr bald wurden Wirtschaften auch für andere Zwecke benutzt. Am Beispiel der Wirtschaft «Traube» wird dies deutlich. Um 1875 herum konnte man im Städtchen im Haus Nr. 26 an idealer Lage in der Wirtschaft «Traube» einkehren. Ein paar Jahre später etablierte sich in den Räumlichkeiten das Schuhgeschäft Stadler-Gebert. Gleich daneben befindet sich das 1834 gegründete Gasthaus «Schäfli», das mit einem zur Hauptstrasse ragenden roten Erker auffällt. Bis zum heutigen Tag wird das «Schäfli» als Restaurant erfolgreich geführt.
Die Sonderausstellung «20 Jahre museUm Uznach» blickt auf zahlreiche Ausstellungen der letzten 20 Jahre zurück, darunter auch auf die Ausstellung «Uzner Wirtschaften». Vor Ort kann die zur Ausstellung erschienene Schrift «Uznacher Wirtschaften – einst und heute» von Marco Beretta, Ueli Blöchliger, Florian Horschik, Pietro Lendi, Franz Walter und Georges Wick zum Preis von 28 Franken erworben werden.
Das museUm ist jeden 1. Sonntag im Monat, ausgenommen Juli und August, von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist gratis. Die nächste Öffnung ist am Sonntag, 7. Dezember 2025.